Der Osterhase gehört zu Ostern wie Palmkätzchen, Ostereier und Fisch am Karfreitag. Aber wer ist er eigentlich, der Osterhase? Was macht er, wenn kein Ostern ist? Der Osterhase ist per Definition des Dudens ein Hase, der nach einem Brauch in der Vorstellung der Kinder zu Ostern die Ostereier bringt. Warum es jetzt ausgerechnet ein Hase und kein Hund oder eine Katze ist, dazu gibt es unzählige Erklärungsversuche. Die reichen von missglücktem Osterbrot, das auf einmal die Form eines Hasen hatte, über byzantinische Ikonenkust in der der Hase ein Symbol für Christus war, bis hin zur Fruchtbarkeitsgöttin Eostre, für die die Fortpflanzungsfreudigkeit des Hasen ein geeignetes Symbol darstellte.
Der Osterhase hatte es in der Vergangenheit nicht immer leicht. Verschiedene Konzerne versuchten ihn in Traditionshasen, Schokohasen, Goldhasen, Schmunzelhase oder Harry Hase umzutaufen. Wir nennen ihn weiterhin einfach nur Osterhase. Und da wir gerade beim Thema Namen sind: Der Osterhase ist ein Feldhase, kein Kaninchen. Und als Feldhase ist das Leben auch kein reines Zuckerschlecken. Er hat keinen Bau, lebt sozusagen unter freiem Himmel. Fuchs, Hund, Wildschwein und Jäger trachten ihm nach dem Leben und intensivierte Landwirtschaft zerstört seinen Lebensraum. Der Feldhase braucht bis zu 1,4 kg Futter täglich und das sollte aus Wildkräutern, Gräsern und Blüten bestehen, nicht nur aus Raps und Weizen. Geht es ihm aber gut, kann er in freier Natur, und nur da gehört er hin, bis zu 12 Jahre alt werden. Er überblickt einen Bereich von fast 360 Grad und ist aufgerichtet bis zu 60 cm groß. Hinterläufe und Ohren sind lang und in der Spitze macht der Sprinter 80 km/h. Sein Nachwuchs, in der Regel 5 Junge, die mit Fell und offenen Augen zur Welt kommen, sind übrigens in etwa so groß wie ein Osterei.
Aber es gibt auch gute Nachrichten für ihn. Der Feldhasenbestand in Deutschland ist stabil. Nach Auffassung von Psychologen ist es unschädlich, kleineren Kindern zu vermitteln, dass er als Osterhase Eier und Süßigkeiten bringt. Diese Illusion rege die Fantasie an, solange kritische Fragen der Kinder unterstützt werden, mit dem Ziel, dass der Glaube an den Hasen irgendwann von selbst verschwindet. Albrecht Dürer machte ihn 1502 mit dem Aquarell "Feldhase" untersterblich. Und wie der Weihnachtsmann hat der Osterhase sein eigenes Postamt: Hanni Hase, Am Waldrand 12, 27404 Ostereistedt. Briefe an ihn werden beantwortet, wenn sie spätestens eine Woche vor Karfreitag im Osterhasenpostamt eingehen.
Wenn Sie mit ihren Kindern am Ostersonntag Eier suchen oder vom Osternest mit Süßigkeiten naschen, dann denken sie doch mal an ihn. Den Osterhasen oder Feldhasen. Freuen Sie sich, dass es ihn immer noch gibt, denn Bitte bedenken Sie, und an dieser Stelle lassen wir jetzt den Dichter Wilhelm Busch den Text beenden: "Es ist das Osterfest alljährlich für den Hasen recht beschwerlich".